|
BRÜSSOWER MINIATUREN
Seite 8 von 13
Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Brüssow
Von Einhard Brosinsky - April 2006
1990 (Tiefgreifende politische und gesellschaftliche Veränderungen prägten dieses Jahr. Die Wiedereinrichtung der Länder anstelle der Bezirke ist u.a. ein Ausdruck dafür. Auf Initiative von Feuerwehrhistorikern fußend wurden Bestrebungen unternommen, einen "Feuerwehrverband der DDR" zu bilden. Vorgesehen war eine Verbandsgründung auf realer demokratischer Basis und keine "von oben verordnete Gründung".)
Am 09. März wurde die Ortsgruppe (Grundorganisation) des Feuerwehrverbandes der DDR, der Stadt Brüssow/Um. gegründet, sie bildete eine der ersten Basisgruppen für den Kreisfeuerwehrverband Pasewalk. Vorsitzender der Ortsgruppe wurde Kamerad Karl Glöde, und als Stellvertreterin fungierte Kameradin Regina Koch. Kamerad Glöde wurde auch zum Mitglied des Vorstandes des Kreisfeuerwehrverbandes Pasewalk gewählt.
Trotz intensiver Bemühungen gelangt es nicht, die Arbeit der Kommandostelle Grimme zu stabilisieren. Die Kameraden erhielten die Möglichkeit, als "4. Einsatzgruppe" in der Feuerwehr Brüssow weiter zu arbeiten, davon wurde jedoch kein Gebrauch gemacht. Kamerad Horst Pirk bemühte sich um den Erhalt der Grimmer Wehr, konnte aber den weiteren Zerfall auch nicht mehr abwenden. Mit Beschluss des Rates der Stadt musste die Kommandostelle Grimme aufgelöst werden.
Die aus den Feuerwehren ausgewählter Gemeinden zusammengestellten Brandschutzeinheiten wurden aufgelöst. Die Ausrüstung dieser Einheiten verblieb zum überwiegenden Teil in den Wehren und konnte bei Bedarf weitergenutzt werden.
(Am 23. März gründete Kamerad Heinz Labs in Schönfeld eine Basisgruppe des Feuerwehrverbandes der DDR, aus dieser ging der Kreisfeuerwehrverband Prenzlau hervor, der am 09. Mai ins Vereinsregister eingetragen wurde.)
Da der Weiterbau des Gerätehauses immer noch nicht erfolgt war, wurden Anstrengungen unternommen, um den 2. Bauabschnitt (Schulungs- und Sanitärräume) zu realisieren. Als Übergangslösung erhielt die Wehr vom Bürgermeister, Herrn Wellmann, das Recht auf die Nutzung eines "Bungalows" auf dem angrenzenden Grundstück. Dieses Gebäude diente dann als Schulungs- und Versammlungsstätte für die Wehr.
(Die Wirkungsbereichsleitungen bemühten sich vielfach um den Erhalt der Einsatzbereitschaft der einzelnen Wehren, jedoch wurde immer deutlicher, dass ihr Einfluss insbesondere durch unklare gesetzliche Grundlagen ständig weiter zurückging.)
1991 Am 28.02. erfolgte die Indienststellung eines weiteren Fahrzeuges für die Wehr. Das Löschfahrzeug LF LKW, dass von 1964 bis 1984 im Bestand der Wehr war, konnte wiederbeschafft und zum Hilfsrüstwagen umgebaut werden.
Durch Beziehungen der SPD - Ortsgruppe Brüssow zur SPD - Ortsgruppe Salzkotten (NRW) ergaben sich Kontakte zwischen den Städten und damit auch zwischen den Feuerwehren. Eine Delegation der Wehr besuchte die Feuerwehr Salzkotten. Von der Stadt Salzkotten erhielt die FF Brüssow, ein Löschfahrzeug (LF 8, Baujahr 1967) geschenkt.
Im Juni feierten die Kameradinnen und Kameraden gemeinsam mit ihren Angehörigen den 95. Gründungstag der Wehr. Die Feierlichkeiten wurden durch die Ausstellung von historischen Feuerwehrautos besonders betont. Die ausgestellten Fahrzeuge, die von der "Arbeitsgemeinschaft Feuerwehrhistorik Pasewalk" gepflegt und erhalten werden fanden reges Interesse bei den Besuchern und bei den Feuerwehrleuten.
(Die Arbeitsgemeinschaft wurde 1986 auf Initiative des Kam. Detlef Nase, aus Pasewalk, ins Leben gerufen, auch Kameraden der FF Brüssow waren in dieser AG organisiert. Kamerad Nase gilt unter Feuerwehrhistorikern als Spezialist auf den Gebieten der Entwicklung des Feuerwehrfahrzeugbaus und der regionalen Feuerwehrgeschichte. In seinem beruflichen Schaffen als Brandschutzbeauftragter des Kreises Pasewalk und nach der politischen Wende (1989/90) beim Landratsamt Pasewalk hat viel für die Feuerwehren in der Region bewirkt.)
Am 07. September erfolgte die gemeinsame Indienststellung der LF 8 und einer von der Stadt Brüssow gekauften neuen Anhängeleiter. (AL 16/4 Hersteller: FGL Löschgerätewerk Luckenwalde GmbH)
Die Stadt Brüssow und die Orte des "Gemeindeverbandes" gehörten noch zum Kreis Pasewalk, ein Wechsel ins Land Brandenburg wurde jedoch von der Mehrheit der Bürger angestrebt. Unabhängig von den politischen Entscheidungen nahmen die Feuerwehren bereits an Maßnahmen des Feuerwehrverbandes Prenzlau teil.
Durch den Erlass der Brandschutzgesetze der Länder verloren die Wirkungsbereichsleitungen die gesetzliche Legitimation für ihre weitere Tätigkeit. Am 30. November führte der Kreisfeuerwehrverband Pasewalk, in der Gaststätte "Schützenhaus" in Brüssow, eine Veranstaltung durch. Auf dieser Zusammenkunft wurden die Angehörigen der Wirkungsbereichleitungen des damaligen Kreises Pasewalk aus ihren Funktionen verabschiedet.
Das Kleinlöschfahrzeug (B 1000) musste auf Grund technischer Mängel ausgesondert werden.
1992 Die Wehr wurde mit neuer Einsatzbekleidung ausgestattet. Die nach DIN gefertigte Kleidung entsprach den Anforderungen der Unfallverhütungsvorschriften für Feuerwehren.
Auf Grund der komplizierten Löschwasserverhältnisse machte sich die Beschaffung eines Tanklöschfahrzeuges erforderlich. Da ein strukturmäßiges TLF nicht zu beschaffen war, wurde aus den Beständen der ehemaligen NVA ein Straßentankfahrzeug (KAMAS) gekauft und zum Wassertransportfahrzeug umgerüstet. Ebenfalls aus Beständen der NVA stammte ein B 1000-Bus, der zum Einsatzleitfahrzeug (ELW 1) umgerüstet wurde.
Aus den Beständen der aufgelösten Betriebsfeuerwehr des Armaturenwerkes Prenzlau kaufte die Stadt ein Löschfahrzeug LF 16 (W 50). Die Indienststellung der Fahrzeuge erfolgte am 12. Juni. An den Feierlichkeiten nahmen Kameraden der Feuerwehr Salzkotten teil, es entwickelten sich freundschaftliche Beziehungen zwischen den Wehren.
Der Hilfsrüstwagen (LO) wurde aus dem Bestand der Wehr aufgegliedert und als Löschfahrzeug an die Feuerwehr Wollschow/Menkin abgegeben.
Am 01. August erfolgte der offizielle Wechsel der Zugehörigkeit der Stadt Brüssow vom Land Mecklenburg/Vorpommern zum Land Brandenburg in den Kreis Prenzlau. Die Wehr erklärte sich sofort zum Mitwirken im Rahmen des erweiterten Katastrophenschutzes bereit. Daraufhin erfolgte die Übergabe eines werksneuen Löschfahrzeuges vom Typ LF 16 / TS.
Das LF 8 (LO), das seit 1984 im Bestand der Wehr war, wurde aus dem Bestand aufgegliedert und an die FF Klockow übergeben. Die Veränderungen im Fahrzeugbestand machten eine Vielzahl von zusätzlichen Ausbildungsmaßnahmen zum kennenlernen der neuen Technik erforderlich.
Im November erfolgte die Ausrüstung der Wehr mit Melderufempfängern (Pieper), damit verfügt die Wehr über eine modernes Alarmierungssystem.
Aus den Reihen der Arbeitsgemeinschaft "Junge Brandschutzhelfer" bildete sich am 18. Dezember die Jugendfeuerwehr, erster Jugendfeuerwehrwart war Kamerad Olaf Klinner.
Im Jahresverlauf wurde die Wehr zu insgesamt 39 Brandeinsätzen gerufen, dabei handelte es sich überwiegend um Ödland- und Deponiebrände.
1993 Die Wehr erhielt umfangreiche Zuführungen an Technik und Ausrüstung für Einsätze im Rahmen der technische Hilfe ( Motorkettensäge, Trennschleifer, Tauchpumpe, Stromerzeuger und hydraulisches Rettungsgerät sowie Ölbindemittel) und zur Brandbekämpfung (Hydro-Schilder und Löschlanzen). Sämtliche Einsatzfahrzeuge verfügten über Funkgeräte, (4-Meter-Band) ebenfalls erfolgte die Übernahme neuer Handsprechfunkgeräte.
Der Kamerad Lothar Sprötge absolvierte an der Landesfeuerwehrschule in Eisenhüttenstadt die Anpassungslehrgänge Teil A und B für Wehrführer.
Die Stadt Brüssow erwarb einen weiteren Straßentankwagen (KAMAS), dieses Fahrzeug wurde nach entsprechender Umrüstung am 25. April in Salzkotten an die Kameraden des Löschzuges Verne übergeben.
Im Rahmen einer Sonderausbildungsmaßnahme wurde ein Teich auf dem Gelände des Altersheimes "Haus am See" mit Wasser aus dem "Großen See" gefüllt. Dabei wurden innerhalb von 10 Stunden ca. 3 Millionen Liter Wasser gefördert.
Am 22. Mai nahm die W>ehr mit der gesamten Technik am 2. Kreisfeuerwehrtag des Kreises Prenzlau teil. Dieser Kreisfeuerwehrtag war dem 112. Gründungstag der FF Prenzlau gewidmet.
Eine Abordnung der Wehr fuhr am 29. Mai nach Pölitz und besichtigte die Wettkämpfe der Feuerwehren der Region Stettin. Dabei kam es zu freundschaftlichen Gesprächen mit den polnischen Feuerwehrkameraden.
Im August weilte eine Abordnung der Feuerwehr Salzkotten zu einem Freundschaftsbesuch in Brüssow, der noch im gleichen Monat erwidert wurde.
Die Kameraden der Brüssower Wehr waren ständig um den Erhalt einer guten Zusammenarbeit mit den Feuerwehren den Kreises Pasewalk bemüht und beteiligten sich auch an gemeinsamen Ausbildungsmaßnahmen und Einsätzen. Ebenso bemühten sie sich um den Aufbau einer guten Zusammenarbeit der Feuerwehren des Amtes Brüssow, die ja bis zur Verwaltungsreform unterschiedlichen Wirkungsbereichen und Kreisen angehörten.
Am 02. Oktober fand in Woddow das traditionelle Dorffest statt, in diesem Rahmen trafen sich dort Wehren aus dem gesamten Amtsbereich und führten ihre Technik vor. Dieses Feuerwehrtreffen stellt den sogenannten 1. Amtsfeuerwehrtag dar, obgleich die offizielle Bildung einer Amtsfeuerwehr noch nicht erfolgt war.
1994 Die Feuerwehr Brüssow wurde zu einer Vielzahl von Einsätzen im Rahmen von Waldbränden gerufen, dabei wurden die meisten Einsätze mit dem Wassertransportfahrzeug (KAMAS) zur Unterstützung von Feuerwehren im Landkreis Pasewalk geleistet.
Anlässlich der 60 Jahrfeier der FF Grünberg trafen sich die Feuerwehren des Amtes Brüssow, um die Zusammenarbeit weiter zu festigen. Wenige Tage später, am 28. Mai, wurde in Klockow der 2. Amtsfeuerwehrtag abgehalten.
Die Jugendfeuerwehr Brüssow nahm am 1. Kreisjugendfeuerwehrtag der Uckermark in Templin teil und errang in der Disziplin Gruppenstafette den 3. Platz.
Der ELW 1 (B 1000) musste aus technischen Gründen ausgesondert werden. Als ELW wurde ein Kleinbus (Renault) beschafft. Das ausgesonderte Fahrzeug erwarbt die FF Mescherin.
Anlässlich des Kreisleistungsvergleiches im Feuerwehrkampfsport in Eickstett war die Wehr mit je einer Frauen- und Männermannschaft vertreten. Weitere Kameraden der Wehr waren in Eickstedt als Kampfrichter eingesetzt.
Das Gesetz über den "Brandschutz und die technische Hilfeleistung im Land Brandenburg" bestimmte die Ämter zum Träger des Brandschutzes. Aus diesem Grunde war die förmliche Bildung einer Amtsfeuerwehr erforderlich.
Im Rahmen einer Amtsausschusssitzung am 27. September in Carmzow erfolgte die Berufung des Amtsbrandmeister und seiner Stellvertreter. Auf Vorschlag des Kreisbrandmeisters und in Übereinstimmung mit den Wehrführern wurde Kamerad Einhard Brosinsky zum Amtsbrandmeister und die Kameraden Lothar Sprötge und Hartmut Schmidt zu Stellvertretern berufen. Damit verfügte das Amt Brüssow als eines der ersten Ämter im Kreis über eine ordnungsgemäße Amtsfeuerwehr.
Am 18.11. fand eine Herbstinspektion aller Feuerwehren des Amtes statt, dabei wurde der Zustand der Technik, der Gerätehäuser und der Löschwasserentnahmestellen überprüft und Vorschläge zur weiteren Ausgestaltung des Brandschutzes abgeleitet. Da in der Gemeinde Carmzow keine einsatzfähige Technik vorhanden war, stellte die Feuerwehr Brüssow als Soforthilfe einen komplett ausgestatteten Tragkraftspritzenanhänger (TSA) unentgeltlich zur Verfügung.
Im Herbst erfolgten umfangreiche Baumaßnahmen zur Instandsetzung des alten Gerätehauses, dabei wurden die Dacheindeckung und die Außenfassade erneuert.
1995 Das Jahr war durch Maßnahmen zur Gestaltung und Festigung der Amtsfeuerwehr gekennzeichnet. Das fand seinen Ausdruck in gemeinsamen Ausbildungsmaßnahmen und regelmäßigen Dienstberatungen. Der 3. Amtsfeuerwehrtag wurde in Wallmow durchgeführt.
Das LF 16 (W 50) wurde durch die Kameraden in Eigenleistung zum Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug umgerüstet. Dabei erfolgte die Demontage der Heckpumpe und der schaumtechnischen Anlage, anschließend konnte die Ausrüstung zur technischen Hilfeleistung auf dem Fahrzeug verlastet werden.
Auf Grund der besonderen Bedeutung der Feuerwehr Brüssow für den gesamten Amtsbereich wurde der Neubau eines Gerätehauses abermals erwogen. Als einer der ersten Schritte in dieser Angelegenheit erfolgte der Verkauf der Fahrzeughalle von der Stadt an das Amt. Danach wurden Fördermittelanträge an das Land Brandenburg gestellt.
Im Rahmen der Aufstellung einer "Kreislöschbereitschaft Uckermark" fand am 29. April auf dem ehemaligen Flugplatz bei Groß Dölln eine Übung zur Waldbrandbekämpfung statt. Daran waren aus der Amtsfeuerwehr Brüssow je eine Einsatzgruppe der Feuerwehren Brüssow und Baumgarten beteiligt.
Auf Initiative von Amtsbrandmeister Brosinsky, fand am 15. Mai in Brüssow eine Beratung zu Feuerwehrangelegenheiten mit Vertretern der Nachbarämter statt. Auch die Kreiswehrführer, die Vertreter der Kreisverwaltungen und der Feuerwehrverbände waren geladen. Man kam überein, sich im Einsatzfall gegenseitig amts- und kreisübergreifend zu helfen und eine kameradschaftliche Zusammenarbeit zu pflegen.
Im Juni absolvierte Kameradin Astrid Schlühsler als erste Kameradin aus dem Landkreis Uckermark die Ausbildung zur Gruppenführerin an der Landesfeuerwehrschule Eisenhüttenstadt.
Am 01. Juli fand der 1. Kreisfeuerwehrtag des Landkreises Uckermark in Angermünde statt, daran nahmen Kameraden aus Brüssow und Baumgarten teil.
Der Vorstand des Landesfeuerwehrverbandes Brandenburg traf sich zu seiner planmäßigen Tagung am 02. September bei der Feuerwehr Brüssow.
Am 23. 09. wurde eine Vorbereitungsgruppe für die 100 - Jahrfeier der FF Brüssow gebildet, deren Leitung Kamerad Karl Müllenhagen übernahm.
Kamerad Lothar Sprötge trat aktiv für den Bau des neuen Gerätehauses ein und führte mit der Amtsverwaltung und dem Projektierungsbüro die notwendigen Vorabsprachen. Zur unmittelbaren Bauvorbereitung erfolgte die Renovierung des Schulungsraumes am alten Gerätehaus und die Räumung des "Bungalows". Mit dem Abriss des Bungalows und dem Aushub der Fundamente begannen die unmittelbaren Baumaßnahmen, die jedoch auf Grund der winterlichen Witterung unterbrochen wurden.
1996 Das Jahr begann mit der Jahreshauptversammlung der Wehr. Auf der JHV wurde die Bilanz des Vorjahres gezogen und auf der die Aufgaben und Vorhaben für das laufende Jahr verwiesen. Das gesamte 1. Halbjahr stand ganz im Zeichen der Vorbereitung und Durchführung des 100. Gründungstages.
Am 18. April wurde in Brüssow das neue Altersheim „Haus am See“ feierlich seiner Bestimmung übergeben. Dieses neue Gebäude und seine Besonderheiten verlangten von der Feuerwehr eine besondere Vorbereitung auf eventuell mögliche Einsätze. Durch den Betreiber der Einrichtung wurde der Feuerwehr ein „Feuerwehrplan nach DIN 14095“ als Einsatzdokument übergeben. Neben dem Schulgebäude und der Kindereinrichtung ist das Heim als besonderer Einsatzschwerpunkt für die Brüssower Feuerwehr eingestuft.
 
|
|